Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise

Am 15. Oktober 2024 durfte die 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Penzberg das Weilheimer Stadttheater besuchen, um sich das Aufklärungsdrama „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing anzuschauen. Dieses Stück wurde bereits zum fünften Mal auf der Weilheimer Bühne aufgeführt und in diesem Jahr von Celino Bleiweiß inszeniert.

Die Geschichte spielt in Jerusalem im 12. Jahrhundert und dreht sich um den weisen jüdischen Kaufmann Nathan, der in einen religiösen Konflikt gerät. Auf die Frage des Sultans Saladin, welche der drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum die wahre sei, antwortet Nathan mit der Ringparabel. Er stellt damit nicht nur seine Weisheit unter Beweis, sondern betont vor allem die Bedeutung von Toleranz
und Vernunft. Das Drama behandelt Themen wie religiöse Toleranz, Identität und die Suche nach Wahrheit und führt die Charaktere zu einem friedlichen Miteinander.

Das Bühnenbild bleibt während der gesamten Aufführung unverändert, was nicht von der Handlung ablenkt, aber auch wenig visuelle Abwechslung bietet. Positiv hervorzuheben ist die Klarheit der Botschaft, besonders in Bezug auf die Themen Toleranz und interreligiösen Dialog, die auch heute noch relevant sind. Diese Herangehensweise passt gut zum Aufklärungsgeist des Stücks, das für Vernunft und Humanität steht.

Die Inszenierung bietet eine traditionelle Aufführung des Klassikers, was etwas schade ist, da dieses Thema hochaktuell ist und nur wenige zeitgemäße Interpretationsansätze zu erkennen sind. Wenn der Patriarch im Rollstuhl auf die Bühne geschoben wird, ist das als Verweis auf die katholischen Päpste zu sehen. Dieser und ähnliche
Aspekte kommen jedoch ein wenig aus dem Nichts und sind somit etwas überraschend. Andererseits hält sich die Darbietung sehr an das Original, was zu einem schnelleren und besseren Verständnis nach Lesen der Lektüre führt. Der Handlung zu folgen ist dadurch leicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Nathan der Weise“ ein beeindruckendes Beispiel für die didaktische Umsetzung aufklärerischer Grundsätze für die Bühne ist, indem die zentralen Werte dieser Epoche thematisiert
werden und zur Diskussion und zum Nachdenken angeregt wird. Gerade in der heutigen Zeit, da die Welt durch Ereignisse wie die US-Wahl sowie die Kriege in der Ukraine und in Nahost erschüttert wird, ist die Besinnung auf aufklärerische Werte wie Toleranz und vernunftbasiertes Denken nicht weniger wichtig als zu Zeiten Lessings: „Sapere aude!“.

Lena Bader, Amanda Demmel und Antonia Hambrock (10b) für die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe